5. Tag

Nachdem ich hier jede Menge Dispute habe und nunmehr den Ton beim Fernseher deaktiviert habe um den Kopfhörer aufzuzwingen und meine Nachbarn zu schützen ist mir plötzlich eingefallen, wie oft sich doch das Personal über meine Mutter beschwert hatte.

Immer die Taschen voller Obst und anderer Dinge, die sie gewollt hatte – immer unter Zeitdruck und schon fertig von den Aktionen des letzten halben Jahres hätte ich „inne“ halten sollen und in Ruhe zuhören. Zuhören wenn mir gesagt wurde sie sei bitterböse und aggressiv geworden weil ihr das Essen nicht passt, wütend und beschimpfend weil ihre Wurst (die schon vergammelt war) weggeworfen wurde. Die Mitarbeiterin der Hauswirtschaft war aber klug genug die verrottete Wurst sofort zu holen und ihr zu zeigen; da musste sie nun zugeben, dass das wegwerfen in Ordnung war. Und da war die Stationsleitung, die erzählte welche Wutanfälle erfolgten wenn die Stützstrümpfe hätten angezogen werden sollen. (Für den Fall, dass meine Mutter diese nicht zuvor so und so versteckt hatte). Waschen? Aussage: das mache ich immer! Sachverhalt: kein Waschen….

Auch hier (ich bin ein Frischluftfanatiker mit ständig offenen Fenstern und Türen) erwartet sie dass ich ihre Erwartungen erfülle. Da es hier auch um meine Gesundheit geht muss ich sie hier enttäuschen. In Ihrem Zimmer kann sie die Fenster schließen – im Rest meines Hauses entscheide ich wie mein Wohlfühlgefühl es verlangt.

Mir war klar, dass es schwierig wird. Mir war klar, dass meine Mutter, die ihr Leben lang andere Menschen manipuliert und hinter deren Rücken schlecht gemacht hat, nicht einfach wird. Mir war aber nicht klar, dass deren Gefühl der Unzufriedenheit so tief sitzt, dass es „nur“ noch dieses Gefühl gibt „alle anderen sind schlecht und müssen meine Wünsche immer erfüllen“….