Wenn chronische Schmerzen angesagt sind, dann habe ich die Möglichkeit mit meinem (Selbst-)Mitleid(en) hinzugeben oder aktiv zu versuchen zusammen mit meinem „Bruder Schmerz“ ein neues Leben aufzubauen.
Vor rund 50 Jahren habe ich ein Geschenk bekommen: das Laufen. Es war so selbstverständlich. Als kleines Kind das laufen zu lernen, als Teenager zu springen, als Erwachsener dem einen oder anderen Problem davonzulaufen oder der einen oder anderen glücklichen Situation entgegen zu laufen. Ich habe dieses „Geschenk“ nicht sorgsam genug gepflegt, deshalb hätte ich es fast verloren.
Nunmehr ist es meine persönliche Aufgabe (so sehe ich es für mich) alles erdenkliche zu tun, um zusammen mit meinem Schmerz den ersten Tag vom Rest meines Lebens so zufrieden wie möglich zu verbringen. Ab März 2016 kam zu einer (mir bis dahin unbekannten) Hüftarthrose eine böse Entzündung genau dieser Hüfte, die mir Laufkraft und Bewegungsfähigkeit nahm. Gleichzeitig lag meine Mutter im Sterben und ich habe mich kräftemässig übernommen. Meine Hüften mussten zuviel „er-„tragen.
Mein Körper hat mich durch diese Warnsignale und dadurch, dass er mich lahm gelegt hat, gehindert ihn komplett zu zerstören. Ich war fahrig, nervös, todtraurig um meine Mutter und nur noch unterwegs um ihr zu helfen, meinen Job zu bewältigen und einfach rund um die Uhr angespannt. Dann brach die Gesundheit zusammen, meine Mutter starb – und ich kroch dem Sarg hinterher. Traurigkeit und Schmerz haben mich ziemlich schwach werden lassen und mir zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr die Kraftreserven gegeben mich selber aufzurappeln. Das kostete seine Zeit. Und es kostete viele Mühen meine Schmerzen in den Griff zu bekommen.
Ich möchte hier meinem Bruder Schmerz diese Art Tagebuch widmen. Zum ersten, um mich selber zu reflektieren und zum zweiten um Mut zu machen, dass es ganz viele Hilfsmöglichkeiten gibt, die wir aber selber ansteuern und umsetzen müssen, bevor wir unserem Bruder Schmerz „Beine machen“ können.