Archiv | August 2016

Demenz unterschätzt für Pflege zuhause

Hätte ich gewußt, was auf mich zukommt, ich hätte es mir zum Selbstschutz nicht antun dürfen. Über drei Tage Urlaub bei mir konnte meine Mutter doch durch viel (inhaltsloses) Gerede manches kaschieren. Oftmals war sie drei Tage hier bevor ich mich entschloss sie bei mir zu pflegen und aus dem Heim zu holen.

Allerdings ist der Stand der, dass sie nur den Antrieb hat zu laufen um an Essen zu gelangen. Für alles andere, was es geben könnte, gibt es von ihrer Seite kein Interesse.

Sie stürzte kam für ein paar Tage ins Krankenhaus und war einige Zeit inkontinent (ich aber musste meinen Arbeitsalltag dennoch zu 100 % über 40 Stunden die Woche bewältigen). Gelassen ließ sie alles in die Hose gehen. Mittlerweile erkennt sie nun manchmal wenn sie auf die Toilette muss, ist jedoch nicht mehr in der Lage die Vorgänge alle durchzuführen geschweige denn, sich die Hände zu waschen.

Durch die Inkontinenz und die notwendigen Einlagen hat sich ein Pilz entwickelt, den ich nun mehrfach am Tag behandeln muss. Ein zeitaufwendiges Unterfangen weil die Frau erst ins Bett gebracht werden muss, zum öffnen der Beine bewegt werden muss, damit ich waschen und abtupfen kann. Dann muss noch die Creme angebracht werden und die Dame dann wieder aus dem Bett transferiert werden.

Dem Pflegedienst (bestimmt auch demnächst dem MDK) erzählt sie, dass sie alles alleine kann, und verweigert Haare waschen und Zähne putzen. Wobei sie im Regelfall keine 2 m ohne Pause gehen kann und sich nicht einmal merken kann ob sie Zähne geputzt hat oder nicht.

Auch ist ihr Hirn nicht mehr in der Lage Bezeichnungen (Nektarine, Wurstsorten ect.) zuzuordnen und gibt Lapidarantworten, die im Gegensatz zu den Handlungen stehen. Sinnlos also zu fragen „Willst Du eine Nektarine?“ Sie sagt „Nein danke“ und schlingt sie doch hinunter wenn sie diese geschnitten und portionsweise vor sich stehen hat.

rutschsichere Socken gegen Sturzgefahr

Leider haben unsere dementen Angehörigen oftmals einen schier unstillbaren Wandertrieb. Bei meiner Mutter ist dieser zwar recht kurDazfristig, da sie auf Grund von Herzproblemen sehr kurzatmig ist. Für einen Sturz reicht aber schon ein Kurzausflug.

sockenUm – speziell nachts – diese Gefahr etwas zu reduzieren habe ich ihr rutschsichere Socken mit Noppen besorgt. Dadurch hat sie einen etwas besseren Halt und die Gefahr ist ein kleines bischen reduziert. In Supermärkten habe ich sie oftmals in der Weihnachtszeit bekommen – nun aber, im August 2016, habe ich diese Socken gegen Sturzgefahr über Amazon bezogen.

Dieser Beitrag wurde am 19. August 2016 in Allgemein veröffentlicht.

Toilettensitzerhöhung oder Toilettenstuhl

Beides ist sinnig – beides vielleicht sogar notwendig.

Eine Toilettenstuhlerhöhung macht das aufstehen leichter und verhindert somit einiges an Unfallgefahren. Ebenso ist der Toilettenstuhl in Bettnähe aufstellbar und auch hiermit können Unfälle verhindert werden. Der Toilettenstuhl, der zumeist recht massiv ist, kann auch als Aufstehhilfe bei Stürzen verwendet werden. Je nach Person und Helfendem kann ein solcher Aufstehversuch funktionieren.

Am Anfang ist meine Mutter, wenn auch schwerfällig, immer zum Badezimmer gelangt und hat auf der Toilette „ihr Geschäft“ verrichtet. Nach wiederholten Stürzen war das kräftemässig nicht mehr möglich, weil auch die Sturzgefahr zu groß war.

Normalerweise bezahlt die Krankenkasse – AOK – nur eines dieser beiden Hilfsmittel pro Quartal. Da aber der Gesundheitszustand meiner Mutter sich verschlechtert hatte und nun zur zuerst angeschafften Toilettensitzerhöhung auch ein fahrbarer Toilettenstuhl notwendig war wurde mir heute telefonisch die Kostenübernahme zugesagt….

Nicht so ganz einfach, welche Hürden auf einen zukommen. Denn ich war nicht gerade erfreut, als mir die Komplettrechnung über die Toilettenstuhlerhöhung vorgelegt worden war. Der erste Absagegrund war der, dass meine Mutter im Pflegeheim sei (Die Erhöhung musste ich natürlich zu einem Zeitpunkt vor ihrem Einzug in mein Haus installieren, somit war sie natürlich noch im Pflegeheim. Der zweite Absagegrund war dann der, dass bereits die Kosten für den Toilettenstuhl übernommen worden waren und nur ein Hilfsmittel möglich sei.

Dieser Beitrag wurde am 19. August 2016 in Hilfsmittel veröffentlicht.

Eßverhalten bei Demenz

Es ist ein Horror zu versuchen, den Heißhunger oder die Antriebslosigkeit eines Dementen in Sachen Nahrung einzuschätzen bzw. entsprechend zu reagieren.

Wichtig ist die Trinkmenge – mindestens ein Liter – was meine Mutter jedoch nicht möchte. Somit muss ich regelmässig ihre Teetasse (sie trinkt nur Tee, was beim ambulanten Pflegedienst nicht ankommt – es wird ihr immer wieder Mineralwasser oder Apfelsaftschorle eingeschänkt, welches sie nicht trinkt) auffüllen. Ergänzend stelle ich ihr jede Menge Obst – mundfertig – meistens als Obstsalat hin, auch hier kommt wieder Flüssigkeit auf sie zu, und natürlich Vitamine und Ballaststoffe.

Ich höre zig mal am Tag den Satz „ich esse jetzt so wenig“, der nicht der Tatsache entspricht. Die Mengen/Kalorien liegen oftmals bei der sitzenden Frau, die sich kaum bewegt, in dem Bereich von mir, die voll berufstätig ist und den Haushalt schmeisst. Sie aber bildet es sich ein und somit ist jedes Gespräch darüber unnütz und würde nur zu Misstimmungen führen.

Auch die Frage nach Hunger kann ich mir sparen. Zum ersten kommt „ich esse ja so wenig“ und stelle ich etwas auf den Tisch, wird es im Regelfall doch sofort verschlungen. Blieb beim Mittagessen viel übrig ging ich davon aus, dass sie derzeit keinen weiteren Hunger mehr hat. In meiner Naivität habe ich dann beispielsweise Obst auf den Tisch gestellt, welches für die kommenden Stunden sein sollte. Aber falsch gedacht …. ruck zuck, als wäre sie am verhungern, wurde das Obst verdrückt während die Kartoffeln gerade noch „zu viel waren“.

Das Gefühl der Demenzkranken bei Hunger/Durst oder Vorlieben für Speisen scheint des öfteren mehr als gestört zu sein und der Angehörige muss planen und entsprechend servieren. Es bedeutet auch selber der Müllschlücker zu sein, wenn der Hunger oder die Vorliebe anders ist als das, was auf dem Teller liegt. Denn, wie gesagt, kommunikativ erfragen ist nicht mehr möglich weil meine Mutter nicht mehr versteht was ich sie Frage. Sie liebte Krakauer Wurst und weiß heute nicht einmal mehr was das ist und schaut mich mit großen Augen an…..

„Willst Du Petersilie auf die Kartoffeln?“ „Nein,“ ist die Antwort – gegessen wurden die Petersiliekräuter dennoch. „Willst Du einen Pflaumenkuchen?“ „Igitt,“ war die Antwort – und wie schnell der Kuchen verschlungen war ….. Die Worte und Bezeichnungen sind für sie nicht mehr einzuschätzen und es kommen Standardantworten, die substanzlos sind. Hier gilt nur testen und aus dem Wissen der Vergangenheit schöpfen.

Wobei: die Vorlieben und Geschmäcker von Demenzkranken verändern sich im Laufe der Krankheit. Oftmals kommt jetzt eine Vorliebe für Süßes zu Tragen.

Pflegefall zuhause

Na super: über jeweils 3 Tage alle zwei Wochen aus dem Pflegeheim klappte der Besuch und es schien, als ob es möglich wäre meine Mutter bei mir zu pflegen. Zumal der Eindruck von ihr überall verbreitet wurde, sie schaffe alles – wenn auch langsam – alleine.

Nun, sie dachte das auch mit ihrem Demenzköpfchen, aber es entsprach nicht der Wahrheit. Nichts, aber auch wirklich nichts konnte von Ihr selber durchgeführt werden. Es reichte auch nicht, sie zu animieren. Es war nötig sie anzuziehen, auf die Toilette – pardon, den Toilettenstuhl, weil sie beim Weg zur Toilette stürzte – zu führen. Bereits nach einer Woche gab es einen Krankenhausaufenthalt auf Grund eines Sturzes.

Alles, alles musste – auf Kosten meiner Nerven – umorganisiert werden. Denn es kam auch noch Inkontinenz und in Folge dessen eine Pilzerkrankung hinzu. Klar, wenn Windeln oder Einlagen eingelegt werden, so reagiert die Haut schnell auf dieses nasse Umfeld und ruckizucki ist der schönste Pilz gediehen…. Alles in allem ein Chaos, aus dem ich nur langsam herausfinde.

a) ein tägliches Pflegetagebuch – der MDK ist schon informiert über einen Antrag auf Höherstufung, weil die heimische Pflege nicht mehr gewährleistet ist.

b) der Pflegedienst kommt an meinen Arbeitstagen mittags zur Kontrolle – nachmittags zur Tablettengabe und abends um sie ins Bett zu bringen

c) zu schwach und geistig nicht immer in der Lage zu erfassen was Zähneputzen ist oder sein soll bekommt sie eine Waschschüssel mit zwei Kammern auf den Tisch.
waschschIn der rechten steht das vorbereitete Zahnputzwasser und die mit Zahnpasta versehene Bürste und rechts soll sie das gebrauchte Wasser ausspucken.

d) Hände und Gesicht waschen nach jedem Toilettengang: ein warmer Waschlappen für sie und mein Dabeistehen bei der Reinigung, danach das Handtuch oder selber abtrocknen.

e) Urin auf dem Toilettenstuhl um die Sturzgefahr zu reduzieren. Alle zwei Stunden ein Probegang, damit die Pilzkulturen so wenig Nahrung wie möglich bekommen. Und gleich das Papier für die Scheide in die Hand drücken (also dabei bleiben) damit auch hier keine Flüssigkeit in die Kleidung und auf die Haut gelangt.

f) Stuhlgang auf der normalen Toilette, aber der Gang dorthin nur in Begleitung. Schwierig, weil sie sich nicht ausdrücken kann – frage ich sie, wohin sie geht, so „ich überlege noch“. Ich muss also ständig auf der Hut sein ob der Weg in Richtung Toilette sein könnte. Hier muss ich dabei sein um auch hier die Sturzgefahr zu reduzieren.

und so geht es quer Beet weiter …. dazu aber im Detail noch hier….