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Können Demenzkranke pflegende Angehörige manipulieren?

Eigentlich dachte ich „Nein“, das Hirn funktioniert ja nicht mehr einwandfrei und solche komplizierte Gedankenvorgänge erschienen mir unmöglich. Aber….

Meine Mutter ist schwerhörig und behauptet der Kopfhörer (ohne Kabel, Senheiser, rund 200 Euro) täte ihr weh. Da ich aber nicht die gesamte Nachbarschaft beschallen kann hatte ich nun die Nase voll. Auf die erste Frage „Wie geht der Fernseher lauter?“ zeigte ich auf den Kopfhörer. Nach 3 Minuten kam die nächste Frage „SOS, wie geht der Fernseher lauter?“ Auch hier zeigte ich auf den Kopfhörer. „Nein, dann eben nicht!“.

„Gut“, dachte ich und legte den Kopfhörer wieder in die Ladestation. Keine drei Minuten später stand sie auf und setze sich den Kopfhörer wieder auf ….

Ich habe diverse Verhaltensweisen meiner Mutter, die Manipulation der Mitmenschen darstellen, verdrängt weil ich dieses als nachtragend empfand. Ich habe nur den Eindruck gewonnen, dass eben diese Verhaltensweisen wieder an den Tag treten und ich sehr wohl in Erinnerung halten muss wie ihr „gesundes“ Verhalten war. Auch möglich ist, dass diese Manipulation zu den gesünderen Zeiten auftritt, wo die Demenz eher in den Hintergrund tritt….

Dieser Beitrag wurde am 22. Juli 2016 in Demenz veröffentlicht.

Zimmer eines Demenzkranken

Im Fall meiner Mutter (die sich immer gerne an ihre Jugendzeit in einem herrschaftlichen Haus) erinnert waren schon immer barocke Möbel wichtig. Ich habe also einen Teil ihrer Möbel aus Ihrer Wohnung zu mir transportieren lassen und versucht diese innerhalb eines Zimmers aufzubauen. Vieles fehlt noch aber auch das ist immer eine Transportsache, da die Wohnung viele Kilometer von meinem Wohnort entfernt ist. Es werden noch kleinere Spiegel und weiteres folgen. Je nachdem, was meine Wände verkraften…..

ziDie ersten ihrer Bilder, die sie malen ließ, habe ich bereits aufgehängt. Für ein paar – nicht für alle – weiteren ist noch Platz, aber alles das sind Dinge, die kann ich nicht von heute auf morgen vollziehen. Zumeist leiden Demenzkranke an einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Erinnerungen, die weiter zurückliegen sind aber noch lebendig. So ist es vielleicht möglich eine vertraute Umgebung zu schaffen um dadurch die Erinnerungen aus der Jugendzeit lebendig zu halten. Vielleicht erhält sie dadurch die alltägliche Sicherheit zurück, die ihr die Krankheit genommen hat.

Jetzt, am Anfang, werde ich auch ihre Bettwäsche verwenden, die später in bügelfreie und mit Reißverschluss versehene Bettwäsche umgewandelt wird. Sie kennt also diese Möbel, sie hat sie selber ausgesucht. Wie man/frau sieht hat auch einer meiner Kater seine Liebe dazu gefunden. Sehr gut, soll er nur meiner Mutter Gesellschaft leisten ….

Dieser Beitrag wurde am 19. Juni 2016 in Demenz veröffentlicht.