Ich habe persönlich den Eindruck, als würde meine Mutter einen Machtkampf nach dem anderen ausfechten wollen. Das beginnt beim Waschen und Zähneputzen, geht weiter über den Kopfhörer „dann höre ich eben nichts“ und endet noch lange nicht 🙁 Während ich mich die ersten Tage aufgeregt habe und innerlich gekocht habe versuche ich heute mich aus den Situationen zu entfernen und bei meinem Entschluss meiner Meinung oder Aussage zu bleiben. Der Kopfhörer bleibt – es gibt keine Lautstärke (bei der die Nachbarn mithören müssen). Sie will sich nicht waschen? Dann kommt der Pflegedienst eben öfter… Ich bin nicht bereit mich in Situationen ziehen zu lassen, die mir schaden (die Situation sie hier in meinem Heim zu haben ist schon schwer genug, ganz zu schweigen von den Formellen Anforderungen, Anschaffungen und Erledigungen).
Extrem interessant war für mich eine Information aus dem Alzheimerforum:
„Für die Angehörigen ist es in solchen Situationen wichtig, dass sie sich nicht selbst in die alte Rolle z.B. des unverstandenen Kindes begeben. Allzu leicht verfällt man sonst wieder in alte Beziehungsmuster und verwickelt sich in Machtkämpfe, die eigentlich längst ausgestanden sind.
Die Angehörigen müssen stattdessen um innere Distanz ringen und versuchen, besonnen und reflektiert zu reagieren. Alte längst gelöste Beziehungskonflikte können sonst ohne eigentlichen Grund wieder aufleben.
Manchmal müssen dem Kranken auch Grenzen gesetzt werden, wenn er z.B. feindselig oder sehr übersteigert reagiert. Dabei sollte man jedoch das problematische Verhalten in den Vordergrund stellen und nicht den Kranken persönlich verletzen oder entwürdigen. Eine klare und bestimmte Haltung, die sich gegen die Feindseligkeit oder das Verhalten richtet, kann hilfreich sein. Manchmal ist es in solchen Situationen aber auch sinnvoller, nur Distanz zum Kranken zu suchen, um eine sich aufschaukelnde Auseinandersetzung zu vermeiden.
Verhält sich der Kranke persönlich verletzend, anfeindend oder unangemessen aggressiv, kann es auch angebracht sein, die bei einem selbst ausgelöste Betroffenheit, Verletztheit oder auch Hilflosigkeit dem Kranken zu zeigen. Die Kranken werden sich teilweise durch diese direkte emotionale Rückmeldung der Unangemessenheit ihres Verhaltens bewusst oder sie verändern ihr Verhalten spontan, weil sie die gefühlsmäßige Reaktion des Betreuenden selbst betroffen macht oder verunsichert.
Situationen, in denen sich Auseinandersetzungen nicht vermeiden lassen, sind sicher mit die größten Herausforderungen, die bei der Betreuung Demenzkranker auftreten können. Die betreuenden Personen müssen dann nicht nur Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen und es situationsangemessen und manchmal experimentierend einsetzen, sondern müssen gleichzeitig für den Kranken Mitverantwortung und Rücksichtnahme trotz all seiner unangemessenen Reaktionen zeigen.“
vollständiger Bericht unter: http://www.alzheimerforum.de/4/wdakude_k2.html